Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass in Familien ideale Verhältnisse für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen vorherrschen. Beziehungen erweisen sich als instabil, Ehen werden geschieden, und viele Eltern und auch Kinder stehen unter erhöhtem Leistungsdruck. Psychische und soziale Folgen der Trennung sind zu bewältigen - schwierige Bedingungen also, unter denen die Betroffenen leiden. Oft sind dann die Schulnoten der Indikator dafür, dass ein Bedürfnis nach Unterstützung vorhanden ist. Und schlechte Noten sind wiederum „schlechte Karten“ für eine Bewerbung um Ausbildungsplätze.
Ein Projekt, das sich es sich zum Ziel gesetzt hat, die Jugendlichen an dieser Stelle abzuholen und ihre Zukunftsperspektiven zu verbessern, ist das Patenprojekt „Jugend in Arbeit“. Die Michael Ende Schule in Raubling ist eine der teilnehmenden Mittelschulen im Landkreis Rosenheim.
Das Modell ist einfach erklärt: es bringt Jugendliche zusammen mit ehrenamtlichen Paten, die sich sozial engagieren möchten und offen sind für die Sorgen und Nöte von Heranwachsenden. Beide Generationen können voneinander profitieren, denn wie es Verena Seischab, Geschäftsführerin von junge arbeit Rosenheim erklärt: „es ziehen einige Leute von der Stadt auf´s Land, die in Unternehmen gewisse Erfahrungen gesammelt und hier ihren Altersruhesitz gewählt haben. Ein möglicher Punkt, sich sinnvoll einzubringen und in der Gemeinde „anzukommen“ ist dann das Patenprojekt als Alternative zu Feuerwehr und Faschingsverein.“ Um die Paten auf ihre Rolle vorzubereiten, gibt es ein umfangreiches Fortbildungs- und Coaching Angebot und als Ansprechpartner fungieren die Projektleiter und jeweiligen Sozialarbeiter an den Schulen. Aktuell stehen 19 Koordinatoren als langjährige Paten zur Verfügung, die in regelmäßigen Treffen zum Erfahrungsaustausch einladen. Ein großes Netzwerk an öffentlichen Stellen und Förderern sorgt für eine gesicherte Finanzierung. Darüber hinaus ist die Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Rosenheim wichtiger Kooperationspartner.
Für die Jugendlichen sind die Paten oft nur jemand „zum Reden“, in anderen Fällen langfristige Begleiter in der Übergangszeit ins Erwachsenenleben mit allen Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt: einen Praktikumsplatz finden, ein ansprechendes Bewerbungsschreiben verfassen oder einen klaren Berufswunsch formulieren.
Sabine Konrad arbeitet in der Jugendsozialarbeit an der Michael Ende Schule und in der Gemeindejugendpflege Raubling, sie betont, wie wertvoll die Erfahrung für die Jugendlichen sein kann: „ein ganz wichtiger Bestandteil und Voraussetzung ist natürlich, dass die Schüler es selber wollen und auch die Eltern damit einverstanden sind, weil nur dann kann es funktionieren. Manchmal hakt es ein bisschen daran, Verantwortung zu übernehmen und diese Selbstwirksamkeit zu erfahren. Und das ist dann ein ganz gutes Übungsfeld, sein Leben selber zu organisieren, sich mit seinem Paten die Themen zu überlegen, an denen man arbeiten möchte, was wiederum die Eigenverantwortung unglaublich fördert.“
Kerstin Stock ist seit 13 Jahren im Bereich Süd-Ost, Inntal/Chiemgau als Sozialpädagogin und Bereichsleitung im Patenprojekt tätig. Sie hat erfreuliche Ergebnisse mitzuteilen: „die Zahlen aus dem letzten Jahr bestätigen, wie effektiv sich die Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Stellen gestaltet: mit Hilfe von 188 ehrenamtlichen Paten gelang 92 Jugendlichen der Übergang in die nächste Klasse, 36 Schüler konnten eine Ausbildung beginnen, unter anderem wurden je sieben Klienten der Besuch von weiterführenden Schulen (wie Fachoberschule oder Wirtschaftsschule) sowie Schulwechsel ermöglicht.“ Neue Wege zu öffnen, wo die Ausgangssituation zunächst aussichtlos erscheint, das hat sich das Patenprojekt mit Hilfe der vielen Ehrenamtlichen und Unterstützer auch für dieses Jahr wieder vorgenommen. Wer sich jetzt näher für die Angebote des Patenprojekts interessiert, erfährt alles Wichtige unter: www.patenprojekt-rosenheim.de
Conni Lechner I Hirterstr. 10 I 83064 Raubling I mail@connilechner.de