Sebastian Schwaiger Instrumentenbau

Conni Lechner

Musikalisches Handwerk in Brannenburg

Das Flügelhorn ist heute das Melodieinstrument einer Blaskapelle.

Im 18. Jhdt. spielte das Flügelhorn eine tragende Rolle bei der Jagd. Der Flügelmeister hatte eine vermittelnde Funktion zwischen Jagdleitung und Jagdgesellschaft. Es gab mehrere Flügel in einer Jagdgesellschaft, diese wurden mittels verschiedener Jagdsignale über weite Strecken durch die Jagd geleitet.

Durch seine kompakte und vergleichsweise kleine Bauweise eignete es sich auch zum Einsatz in Militär- und Marschkapellen. Teilweise musste es einhändig gespielt werden.

Sebastian Schwaiger hat als Flügelhorn Instrumentenbaumeister schon vielen Musiker ihre Unikate „auf den Leib geschneidert.“

Er selbst hat mit 12 Jahren angefangen, das Instrument zu lernen, relativ spät für den ersten Unterricht, wie er sagt. Man kann auch schon im Alter von 6-7 Jahren damit anfangen. Sebastian Schwaiger hat sein Talent sozusagen „im Blut“, da sein Großonkel, der Blechblasinstrumentenbauer Axel Müller, ihn schon früh dafür begeistern konnte und ihn dann als Lehrling ausbildete. Der Opa spielte Flügelhorn, der Vater spielte es, im Blasorchester im Ort. Und so besuchte der musikalisch Vorbelastete die Berufsschule für Instrumentenbau in Mittenwald, auch als Geigenbau-Metropole bekannt. Der Sprung in die Selbständigkeit vor nun 10 Jahren und die Meisterprüfung folgten. Soviel zum beruflichen Werdegang – wie sieht nun der Alltag eines Instrumentenbauers aus? Dazu führt mich Sebastian Schwaiger in seine geräumige, lichtdurchflutete Werkstatt, in der er sein Handwerk ausführt. Viele Stunden braucht es, bis so ein Fluegelhorn entsteht. Das Rohmaterial für die Schallbecher bezieht er aus einer Manufaktur in Geretsried, diese werden zunächst mit flüssigen Blei gefüllt und danach in Form gebracht, was mit beständigem Klopfen und weiteren Arbeitsschritten verbunden ist. Es ist eine Mischung aus Messing und Kupfer, das charakteristische Aussehen des Flügelhorns mit altersbedingten Oxidationsmerkmalen kann aber auch durch andere Oberflächenbehandlungen wie Vergolden, Versilbern oder Lackieren veredelt werden. Besonders in den 70er Jahren kamen die glänzenden Materialien in Mode.

Was beeinflusst den Klang oder die Stimmung eines Flügelhorns? Da gibt es eine Bandbreite an Möglichkeiten, meistens wird im Bereich der Ventile und deren Luftversorgung speziell auf die individuellen Bedürfnisse des Musikers und den Anforderungen im Orchester eingegangen. Deshalb gilt nach der Fertigstellung des Flügelhorns: Einspielen durch den Musiker und erneutes Anpassen des Instruments.

Das klingt nach großem Aufwand, sorgfältiger Bearbeitung und viel Verständnis für Klangerzeugung. Was sich dann auch im Preis (eines Flügelhorns) wiederspiegelt: ab 3.500 € kann man sich ein „Sebastian Schwaiger“ Modell anfertigen lassen.

Wer es günstiger haben möchte, kann sich im 90 qm großen Ausstellungsraum über der Werkstatt umschauen: hier staunt man über 250 verschiedene Blechblasinstrumente namhafter Hersteller: Trompeten, Posaunen, Tuben, Klarinetten, auch ein Saxophon ist dabei. Wer bei Sebastian Schwaiger ein Instrument kauft, bekommt auch eine Art Service garantiert, d.h. kleinere Schäden, die durch Abnutzung oder Transport entstanden sind, werden behandelt.

Allein mutwillig zugeführte „Veränderungen“, wie z.B. ein auf die Tischkante gehauenes Instrument eines Musikschülers fallen nicht unter die kostenlose Garantie. Was macht Sebastian Schwaiger in seiner Freizeit? Musik natürlich, er spielt in mehreren Blasorchestern und Formationen, aktuell probt er mit den Riederinger Musikanten für den „Brandner Kaspar“ im Volkstheater München,  er spielt u.a. bei „Pro Mill“, mit böhmisch-mährischen Einflüssen, die Musikkapelle Brannenburg erfreut mit seiner Beteiligung das heimische Publikum.

Fotos (c) Conni Lechner

Veröffentlicht in der Oktober Ausgabe Wendelstein Anzeiger, 2021

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