Kimm, und hock di nieder!

Conni Lechner

Der Boarische Entschleunigungsweg

in Aschau im Chiemgau

Ein Gespräch mit Herbert Reiter, Leiter der Tourist Information


Herr Reiter, wie viele Bankerl verträgt ein Dorf?

Ganz klar, die Qualität steht bei uns im Vordergrund und nicht die Quantität. Aschau i.Chiemgau hat schon seit jeher über 360 Sitzbänke im ganzen Gemeindegebiet verteilt und so ist dazu passend die Idee mit den Themenbänken entstanden. Gerade die besonderen und individuellen Themenbänke laden zum Schmunzeln ein, sorgen für Begeisterung und Freude bei Bürger, Gästen und Besuchern aus Nah und Fern.

Wer sind die „Designer“ der Bankerl?

Jeder Themen-Bankerl-Spender kann individuell seine Ideen einbringen, allerdings muss es schon ins Gesamt-Konzept passen. Wir von der Tourist Info setzen uns im Vorfeld mit den Spendern zusammen, besprechen alles genau und können uns letztendlich ergänzen. Gefertigt werden die Themenbankerl bei den heimischen Handwerkern, was zugleich eine Wirtschaftsförderung in die Gemeinde bringt.

Wann ist die beste Jahreszeit für das Naturkino-Erlebnis Entschleunigungsweg?

Grundsätzlich hat jede Jahreszeit seinen Reiz. Aber ganz klar, besonders die Zeit vom Frühjahr bis Herbst ist die perfekte Zeit zum Niedersitzen und zum ausgiebigen Genießen der 200 Themenbankerl.

Wie schaut es mit Nachhaltigkeit am Bankerlweg aus?

Wir verfolgen ein spezielles Konzept mit der reduzierten Aufstellung von Abfalleimern im gesamten Gemeindegebiet, so wird bewusster darauf geachtet, und man wird dazu angehalten, seinen Müll selber zu entsorgen bzw. mit nach Hause zu nehmen. Eine wunderbare Sache ist auch, dass ehrenamtliche Bürger seit Bestehen des Boarischen Entschleunigungswegs mehrmals die Woche über den Weg gehen und ihn sauber halten. Und auch durch die vorbildliche Arbeit unserer Kollegen vom Bauhof ist das Aschauer Ortsbild total sauber und top in Schuss.

Haben Sie ein persönliches „Lieblingsbankerl“?
Natürlich habe ich jedes einzelne Themenbankerl in mein Herz geschlossen, doch eins hat für mich eine ganz besondere Bedeutung: Die Bank mit der Nr. 133 hat den Namen „Herberts Schlossblick“ und steht vor meinem Elternhaus – diese habe ich zu meinem runden Geburtstag bekommen. Der einzigartige Blick aufs Schloss Hohenaschau ist bezaubernd schön. Wenn die Zeit es für mich zulässt, genieße ich es absolut, dort zu verweilen und neue Kraft aufzutanken.

Wie wird die Notruf-Funktion angenommen?
Unsere Aschauer und Sachranger Bankerl werden regelrecht zur Rettungsinsel. Wie oft geht es einem selbst so, man ist in der Fremde z.B. auf der grünen Wiese oder in einem Waldstück unterwegs und könnte dann im Notfall nicht 100 % genau durchgeben wo man sich befindet. Alle 200 Themenbänke sind geortet und bei der Rettungsleitstelle sowie den örtlichen Rettungskräften hinterlegt. Ja, der Bankerl-Notruf wird immer wieder in Anspruch genommen und leistet großartige Dienste.

Gibt es inzwischen auch Nachahmer-Projekte?
Oh ja, da muss ich jetzt direkt schmunzeln – gleich wenige Tage nach unserer Eröffnung vom Aschauer Bankerlangebot waren die ersten Nachahmer da und wollten kopieren. Man muss ganz klar sagen, die Herzensidee stammt von uns und dafür haben wir auch viel Hirnschmalz und Begeisterung reingesteckt. Hinzu kommt, dass wir uns auch von Anfang an die Marke Bankerldorf haben schützen lassen, daher auch das ® beim Erscheinungsbild von unserem Bankerldorf® Aschau i.Chiemgau.

Weitere Informationen über www.aschau.de/boarischer-entschleunigungsweg
Seh
enswert: der Bankerl-Kurzfilm: www.aschau.de/bankerfilm

Fotos: (c) Tourist Info Aschau im Chiemgau

Veröffentlicht in der Juni Ausgabe Wendelstein Anzeiger, 2022

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